Aus Ländern – wie z. B. Finnland – ist es bekannt, dass im Futter der Pferde zu wenig Selen festzustellen ist. In Deutschland häufen sich die Fälle von Pferden, welche einen Selenmangel aufweisen oder deren Selenspiegel sich im unteren Bereich bewegt. Wann soll ein Selenmangel in Verbindung mit Erkrankungen gebracht werden ? Die nachfolgenden Studien sind aus dem Bereich der Humanmedizin. Gehen Sie davon aus, dass ein Selenmangel bei Pferden die gleichen Einflüsse auf die Gesundheit dieser Tiere hat.
Die Schilddrüse ist das selenreichste Organ, deshalb ist eine ausreichende Selenversorgung ein entscheidender Faktor für die Funktion dieses Organs. Ohne genügend Selen kann die enzymatische Aktivierung von inaktivem T4 zu biologisch aktivem T3 nicht stattfinden. Als Folge eines Selenmangels können die antioxitativen Schutzsysteme in der Schilddrüse versagen. Der in den Thyreozyten (Hormon der Schilddrüse bzw. Schilddrüsenzellen) entstehende und akkumulierende Stress kann nicht mehr kompensiert werden. Als Folge tritt dann eine zunehmende Zerstörung der Thyreozyten auf.
Bei degenerativ arthritischen Gelenkserkrankungen stehen Entzündungsprozesse im Vordergrund und sind mitverantwortlich für die Schmerzen. Freie Sauerstoffradikale spielen hier eine zentrale
Rolle, sie treiben den Entzündungsprozess voran und sind für die Persistenz der Beschwerden verantwortlich.
Ein selenabhängiges Enzym (Glutation_Peroxidase) greift über den Arachidonsäure-Stoffwechsel in das Entzündungsgeschehen ein. Die Folge ist eine Hemmung des Entzündungsprozesses. Die
Selensubstitution führt zu einem Rückgang der klinischen Beschwerden und der Entzündungsparameter.
Selen verhindert Membranschädigungen und fördert den Mikroblutkreislauf bei infarktgeschädigtem Gewebe. Die Arterien können gegen Schädigungen geschützt werden. Ein Selenmangel kann zu
Blutdruckerhöhungen und einer gesteigerten Aggregationsneigung der Thrombozyten (Tromb-Bildung) führen.
Bei Tieren wurde beobachtet, dass ein selendefizitäres Futter zu Kardiomyopathien führen kann. Selen verbessert die Durchblutung des Herzmuskels. Studien bei Menschen haben gezeigt, dass Personen
mit niedriger Selenzufuhr ein 2 – 3 mal größeres Risiko aufweisen, an einem Herzleiden zu erkranken, als Personen, welche eine ausreichende Selenzufuhr erhalten.
Selen schützt das Endothel (Wandinnere) der Arterien. Eine Reduktion des Selenspiegels hat zur Folge, dass eine initiale Schädigung des Endothels und die Bildung von arteriosklerotischen Plaques eintritt.
Bei vielen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist die Intensität der Erkrankung vom Selengehalt abhängig. Bei diesen Erkrankungen entstehen zusätzlich Defizite an Spurenelementen. Dabei ist die Resorption von Selen besonders betroffen. Diese Patienten haben einen höheren Bedarf an Selen und einen gleichzeitigen Verlust desselben. Eine Kontrolle der vorhandenen Menge und der Substitution bremsen einen akuten Schub der Erkrankung.
Sepsis – eine außer Kontrolle geratene komplexe inflamatorische Reaktion auf eine Infektion – die durch Mikroorganismen und deren Toxine hervorgerufen werden, zeigt in einer aktuellen Studie, daß
Patienten mit Sepsis und septischem Schock von einer hochdosierten Selentherapie profitieren.
Literatur: Selen-Manual Cefak KG. 2. Auflage